PIGEONS.

PIGEONS.

Dann steht sie auf. Ist überrascht. Spürt ihr Gewicht. Spürt ihre Kraft. Und sagt, sieh an, ich stehe auf. Ich stehe. Sagt, doch was bedeutet Stehen, wenn es nicht Gehen wird. Verlangen wird. Und Heimkehr wird. Und legt die Kleider an. Die Schere an. Und schneidet sich das Haar. Feilt ihre Nägel. Und tönt die Lippen. Purpur rot. Und dann ist Stimme da. Wird Wort. Und lauscht den Wörtern, sie, die sprachlos war und saß. Und spricht die Worte, sie, die mit sich selbst sprach. Echo war. Und Diener war. Spricht. Liebe. Ja. Und lässt zurück, was er ihr nahm. Nur er ihr rauben konnte. Ihre Scham. Das bleibt sein Platz. Verlust. In ihrem Leben. Und all die Knoten, Einzelheiten, sie wischt ein feuchter Lappen auf. Und landet stumpf im Eimer. Blech. Und lungert in der Ecke. Stur. Dort wo er hingehört. Und bleibt zurück. Und kümmert sie nicht mehr. Spürt jede Faser. Eigentum. Spürt Leichtigkeit. Und weiß. Denn das ist nicht Entkommen. Nicht bloß. Entgangen sein. Das ist Geschenk. Ist Haut. Begegnung. Hand. Und eine Stimme spricht. Zu ihr, der Frau. Aus ihr heraus, so spricht die Stimme. Raunt. Geliebte, du, so sprich zu mir, wo ist sie hingegangen, die Geliebte, wo, so wollen wir mit dir sie suchen. Und spreizt die Flügel. Staunt.

HÖREN
Giacomo Puccini
La Bohème
Mirella Freni
Luciano Pavarotti
Berliner Philharmoniker
Herbert von Karajan
DECCA

LESEN
Erst Wilhelm Lotz
Elegie der Nähe
Gedicht
edition text + kritik

SEHEN
Marc Chagall
A Midi, l’Ètè, 1961
Graphit, Gouache und Tusche auf Papier
Centre Pompidou